- Linolsäure (LA, C18:2) und α-Linolensäure (alpha-Linolensäure, ALA, C18:3) sind essentielle, mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die nicht vom Körper hergestellt werden können und deshalb mit der Nahrung aufgenommen werden müssen.
- Sie sind die Ausgangssubstanzen der Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren.
Von ALA zu DHA und von LA zu ARA
- LA ist die Ausgangssubstanz der Ω/ω/Omega-6- oder n-6 Fettsäuren und Präkursor von ARA. ALA ist die Ausgangssubstanz der Ω/ω/Omega-3- oder n-3 Fettsäuren und der Präkursor (Vorläufer) von DHA.
- LA wird über γ-Linolensäure (Gamma-Linolensäure, GLA) mithilfe bestimmter Enzyme und über weitere Fettsäuren in LCPUFA Arachidonsäure (ARA) umgewandelt. ALA wird über Eicosapentaensäure (EPA) mithilfe bestimmter Enzyme und über weitere Fettsäuren in LCPUFA Docosahexaensäure (DHA) umgewandelt.
Konkurrenz zwischen den n-3 und n-6 Fettsäuren
- Für diese Umwandlung verwenden beide Fettsäuren (Omega 3 und Omega 6) die gleichen Enzyme (Elongase und Transferase), was zu einer Konkurrenz zwischen den beiden Fettsäuren führt.
- Um die erforderliche Menge DHA und ARA herstellen zu können, ist das richtige Gleichgewicht zwischen ALA und LA wichtig. So behindert beispielsweise eine LA-reiche Ernährungsweise die ALA-Umwandlung. Daher führen hohe LA-Konzentrationen in der Nahrung im Allgemeinen zu einem niedrigen n-3-LCPUFA-Status.
- Aufgrund der unzureichenden Aktivität der Umwandlungsenzyme ist die Umwandlungsrate von ALA in DHA und LA in ARA niedrig, besonders während der frühen Kindheit.
- Die DHA- und ARA-Mengen hängen zum Grossteil von der Aufnahme über die Nahrung ab.
- Aufgrund des schnellen Gehirn- und Nervenwachstums reicht die körpereigene DHA- und ARA-Synthese (Produktion) möglicherweise nicht zur Bedarfsdeckung aus. Daher wird die Supplementation von IF und FOF mit LCPUFAs allgemein empfohlen. Mit der neuen Gesetzgebung (EU-Verordnung 2016/127) muss DHA gesetzlich zu Säuglingsanfangsnahrung hinzugefügt werden. Der Zusatz von ARA ist jedoch aus ernährungsethischer Sicht optional, jedoch gemäss wissenschaftlicher Erkenntnisse gerechtfertigt
- Die moderne, westliche Ernährungsweise ist aufgrund der Aufnahme eines hohen Anteils an gesättigten Fettsäuren und LA und gleichzeitig einem geringen Anteil an ALA und DHA unausgewogen. Bisweilen liegt das Verhältnis an ω-3/ω-6 bei 1:20. Dies kann zu einem vermehrten Auftreten von beispielsweise Herz- und Gefässerkrankungen, Entzündungserkrankungen und geistigen/psychiatrischen Erkrankungen führen. DHA ist somit als bedingt essentielle Fettsäure zu betrachten.
- Es gibt keine spezifische (EU 2016) Regelung für das ALA/LA-Verhältnis. Um eine effiziente Umwandlung zu fördern, wird ein niedriges Verhältnis ernährungsphysiologisch empfohlen (Bandbreite: 1:5 bis 1:15).